Huldrych Zwinglis Redeweise von der doppelten Gerechtigkeit. Historische Entwicklung, systematischer Zusammenhang und Vergleich zu Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre

Dissertationsprojekt von Kerstin Groß

Das Verhältnis zwischen Huldrych Zwingli und Martin Luther ist immer wieder Gegenstand der reformationsgeschichtlichen Forschung gewesen. Die vergleichende Beschäftigung mit den beiden wichtigen Exponenten der reformatorischen Bewegung hat dabei sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede innerhalb der theologischen Positionen festgestellt und zu erklären versucht. Diesen Konvergenzen und Divergenzen geht die geplante Dissertation auf dem Gebiet der reformatorischen Ethik mit einer Fallstudie nach.

Während sich Zwingli 1523 mit der Unterscheidung zwischen göttlicher und menschlicher Gerechtigkeit grundlegend zu seinen (sozial-)ethischen Grundprinzipen sowie dem Verhältnis zwischen Evangelium und weltlicher Obrigkeit äußerte, legte Luther im gleichen Jahr in Form der Obrigkeitsschrift einen vergleichbaren Entwurf vor. Ein eingehender Vergleich dieser Schriften legt sich aufgrund der zeitlichen Nähe und aus sachlichen Gründen nah, da beide ausführliche exegetische und grundlegende Überlegungen zur Thematik darstellen. Ob diese Entwürfe aber von ähnlichen Grundeinsichten ausgehen oder ganz eigene Wege bei der theologischen Theoriebildung beschreiten, ist in der Forschung bislang umstritten. Angesichts der divergierenden Forschungsmeinungen ergibt sich daher das Desiderat, die Unterschiede und Parallelen zwischen den beiden Konzeptionen zu untersuchen und zu klären. Ziel des Dissertationsprojektes ist es, die Inhalte und das Proprium der beiden Konzeptionen herauszuarbeiten und damit einen schärferen Blick auf die theologische Ethik der beiden Reformatoren in ihrem spezifischen Bezugshorizont zu werfen.