Institut für Historische Theologie

Dissertationsprojekte

Untersuchungen zum christlichen Selbstverständnis in literarischen Kontroversdialogen des Mittelalters

Dissertationsprojekt von Maria Lissek

Die Entstehung des Christentums ist verbunden mit innerchristlichen und interreligiösen Fragenkomplexen durch den Austausch mit und der Abgrenzung von seiner Umwelt. Diese Tendenzen sind aber nicht auf die Formationsepoche begrenzt. Vielmehr werden jene inhaltlichen Auseinandersetzungen auch im Mittelalter, unter anderen in literarischen Religionsdialogen, verarbeitet. Charakteristisch für diese Dialoge ist die literarisch fiktionale Konfrontation christlicher Akteure mit Vertretern anderen Glaubens oder anderer Weltansichten über philosophisch-theologische Fragestellungen. Dass diese Dialoge relevant für eine christliche Selbstvergewisserung waren bzw. heute noch sein können, wurde in der Forschung bisher kaum berücksichtigt. Im Rahmen des Dissertationsprojektes sollen daher die Zusammenhänge der Darstellung (expliziter oder impliziter) christlicher Identität aufgezeigt werden. Die hieran zu beobachtenden identitätsstiftenden Aspekte können Aufschluss über die Rolle interreligiöser Begegnungen für ein christliches Selbstverständnis geben. Methodisch wird dabei anhand der Quellen ein differenzierter Fragenkatalog erarbeitet, der verschiedene Perspektiven des Forschungsanliegens beleuchtet. Das methodische Vorgehen konzentriert sich dabei anhand der literarischen Analyse auf die Mehrdimensionalität der christlichen Selbstinszenierung und ihrer Identitätsstiftung und bringt sie mit Methoden der Quellenkritik in einen Zusammenhang. Die erörterte Fragestellung soll anhand multilateraler Religionsdialoge erarbeitet werden. Grundlegend sind dafür die folgenden mittelalterliche Religionsdialoge: Disputatio Iudaei et Christiani sowie Disputatio christiani cum gentili de fide Christi von Gilbert Crispin und der Dialogus des Petrus Alfonsi.

Eingereicht: 20.02.2020
Defensio: 05.06.2020